Sloterdijk‎, Peter (*1947)

Auch wenn Peter Sloterdijk unter Schulphilosophen wohl nicht der geachtetste ist, so kommt man an ihm als Publizist und Philosoph nicht vorbei. Mit seinem fullminanten Werk „Kritik der zynischen Vernunft“ hat er die öffentliche Sphäre anfang der 80er Jahre erobert und ist aus ihrem philosophischen Teil nicht mehr wegzudenken. Eine Fülle von Werken, die man weithin als Kultur- und Gesellschaftskritik bezeichnen, hat er seitdem veröffentlicht.

Von 2002 bis 2012 moderierte er zusammen mit Rüdiger Safranski das „Philosophische Quartett“ im ZDF.

Wo Religion war, soll runder Tisch werden.

(Quelle: Sloterdijk: Zeilen und Tage.)

Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewusstsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat.

(Quelle: Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft.)

Balance üben heißt keinem notwendigen Kampf ausweichen, keinen überflüssigen provozieren.

(Quelle: Sloterdijk: Zorn und Zeit.)

Eine bleibende Kulturleistung der 68er besteht darin, dass sie die deutsche Gesellschaft in ein Kollektiv von Halbkranken umgeschaffen haben.

(Quelle: Sloterdijk: FOCUS-Interview von 2005.)

Wichtige Stationen in Peter Sloterdijks Leben und Werk

Peter Sloterdijk ist wohl einer, wenn nicht der bekanntesten zeitgenössischen Philosophen. Er leben heute in Karlsruhe, schaffte es aber im Medien-Zeitalter, eine durchaus ungewöhnliche Bekanntheit der Philosophie zukommen zu lassen. Dabei spielen u.a. auch seine TV-Auftritte eine Rolle. So moderierte er zehn Jahre lang mit Rüdiger Safranski das „Philosophische Quartett“.

Sloterdijk hat Philosophie, Geschichte und Germanistik studiert. Seine Magisterarbeit hieß Strukturalismus als poetische Hermeneutik (1971). Er beschäftigte sich u.a. mit Foucault. 1976 wurde er in Hamburg promoviert. Seinen Aufenthalt von 1978 bis 1980 bezeichnete er als sehr prägend für seine folgende philosophisch-schriftstellerische Karriere. Sein Durchbruch gelang ihm dann schon 1983 mit dem Werk Kritik der zynischen Vernunft.
In diesem Werk beschreibt er den Begriff des Zynismus. Er spricht dabei u.a. über ihn als eine „Frechheit, die die Seite gewechselt hat“. Damit meint er, dass der Zynismus früher im Griechentum eine Möglichkeit war, gegen die Macht sich entgegenzustellen, wogegen heute der Zynismus selbst Teil der Mächtigen sei. Interessant ist auch, dass Sloterdijk in Kritik der zynischen Vernunft sich mit Kant beschäftigt und der Meinung ist dass eine wirkliche Aufklärung im Sinne Kants nie stattgefunden hat. Vielmehr wäre es dank der Losung Bacons „Wissen ist Macht“ dazu gekommen, dass Kants Vernunftbegriff instrumentalisiert wurde. Sloterdijks Werk wurde deshalb wohl so bekannt, weil es gewisse soziale Größen nicht rein soziologisch-empirisch, sondern philosophisch interpretieren konnte.

Spätere bekannte Werke von ihm sind die Sphären-Trilogie und Du musst dein Leben ändern. Über Anthropotechnik.

Sloterdijk iniitierte auch kontroverse Debatten über Eugenik und Steuern („Die Revolution der gebenden Hand“). Er äußert sich immer wieder über sozialpolitische Themen. Man könnte ihn als einen konservativen Emporkömmling des Strukturalismus sowie der Frankfurter Schule bezeichnen (von letzterer grenzt er sich entschieden ab). Wobei er aber viel Heideggerianisches und Nietzeanisches in seinem Werk hat, was er wortgewaltig und mit Neologismen verziert der Öffentlichkeit übergibt. Man könnte ihn als einen kulturkritischen Philosophen unserer Zeit fassen, den man erst richtig einordnen kann, wenn diese unsere Zeit in anderen Wegen mündet.

Video über Peter Sloterdijk (Interview mit ihm)